Die Erfolgsfaktoren von Barack Obama

Sein Wahlkampf war ein Meisterwerk der Kommunikation. Sechs Erfolgsfaktoren aus Barack Obamas Kampagne – ohne Anspruch auf Vollständigkeit und richtige Gewichtung.

1. Authentisch bleiben auch in Krisensituationen

Wie elegant Obama den Problemfall Jeremiah Wright gelöst hat, ohne mit seiner Vergangenheit brechen zu müssen, war meisterlich. Als eine wütende Hetzrede seines früheren Gemeindepriesters auftaucht, zeigt er Verständnis und lenkt mit einer Grundsatzrede die Aufmerksamkeit auf die Integration von Schwarzen in den USA. Bei Wrights unfairem Nachschlag ein paar Wochen später distanziert sich Obama dann mit betrübtem Blick, aber ganz deutlich – und zeigt so Führungsstärke. Viele hätten den Pastor schon zum ersten Zeitpunkt rasiert. Obama aber handelte ausgewogen und blieb glaubwürdig.

2. Botschaften beibehalten

Vorwahl-Kandidatin Hillary Clinton versuchte mitten in ihrer Kampagne, Obamas Change-Begriff für sich zu besetzen. McCain verlegte sich am Ende aus lauter Verzweiflung auf pures Negative Campaigning und die Diskreditierung von „that one“. Wer so reagiert, hat schon verloren. Obama blieb sich und seinen Kernbotschaften in anderthalb Jahren treu.

3. Zielgruppen über alle Kanäle ansprechen

Die eigene Website als Dreh- und Angelpunkt, hinzu kamen Blogs, Videos, Newsletter, persönliche SMS, Grundsatzreden zur richtigen Zeit, Interviews, Präsenz in allen relevanten Social Networks, eine Fülle von Wahlwerbespots, Höhepunkt die halbstündige Primetime-Präsentation auf allen Sendern – ein Rad griff in das andere. Im Fokus dabei stand stets die Interaktion mit dem Publikum. Die Konvergenz, nicht das Web 2.0, war der eigentliche Hit der Kampagne. Sie wirkte als Unwahrscheinlichkeitsverstärker mit Extra-Watt.

4. Fakten durch Bilder schaffen

Säulen und Prachtbauten, dazu die amerikanische Fahne – Obama trat von Anfang an regelmäßig in präsidial anmutendem Ambiente auf. Diese Bildwelt schuf Fakten. Ein schwarzer Präsident bei einer Pressekonferenz vor dem Weißen Haus? Auf einmal gar nicht mehr unvorstellbar.

5. Kontrolle abgeben

Barack Obama hat sich ganz bewusst auf eine Open-Source-Kommunikation eingelassen. Kreative aus aller Welt haben sich mit seinen Motiven, Aussagen und Stilmitteln befasst. Hunderttausende Videos, Bilder und Statements zu Barack Obama kursieren im Netz. Obama hat es nicht nur laufen lassen, sondern angeschoben („Get involved! Share the latest News with others…“). So entwickelte sich eine Eigendynamik, die angesichts des Kontrollwahns der Parteistrategen hierzulande undenkbar wäre. Doch eine starke Marke mit klaren Botschaften kann sich darauf einlassen.

6. Ziele mit Pathos aufrichten

Obama erzählte seine Geschichte und verwob sie mit dem Selbstverständnis seines Landes zu einer erhabenen Vision: Nur in den USA ist es möglich, dass ein schwarzer Sozialarbeiter eines Tages tatsächlich Präsident werden kann. Auch seine republikanischen Gegner sehen ihr Land gerne in einem solchen Licht und ließen sich anstecken – so entfaltete die mit mächtig Pathos erzählte Lebensgeschichte prophetische Kräfte.

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