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KI: Was wir aus unserem Aprilscherz gelernt haben

Am 1. April hatten wir uns auf LinkedIn einen Aprilscherz erlaubt und behauptet, von einer estnischen Firma namens Müürsepp, Sarapuu & Kruus aufgekauft worden zu sein.

Künftig würden wir unter dem sperrigen Namen Müürsepp, Sarapuu, Kruus, Callies, Schewe & Stjepandic (MSKCSS Germany) firmieren. Das war natürlich völliger Blödsinn – allerdings mit einem ernsthaften Hintergrund.

Erstmals haben wir einen größeren Teil der Inhalte und Visuals inklusive eines Videos nahezu ausschließlich und weitgehend unbearbeitet mit KI-Systemen erstellt. Das haben wir daraus gelernt:

1. KI liefert viel Bullshit und gestalterischen Standard

Künstliche Intelligenz (KI) kann kreative Prozesse beschleunigen und sehr schnell ansprechende Gestaltungsergebnisse erzeugen. Zunächst entsteht dabei vor allem der gestalterische und gefällige Durchschnitt, wie auf der vermeintlichen Website der estnischen Agentur zu sehen. Meisterlich ist die KI im sinnfreien Bullshit-Bingo: “At our agency we work tirelessly to help our clients build strong, sustainable, and ethical brands that stand the test of time.” In einer Welt, in der alle nach denselben Regeln spielen, dieselben Werkzeuge nutzen und dieselben Standards anstreben, wird es immer schwieriger, sich zu differenzieren. Einzigartigkeit, Glaubwürdigkeit und Erlebnisse jenseits der Erwartungen allerdings sind die Merkmale starker Marken. Hier liegt künftig eher mehr Arbeit als weniger.

2. Ohne den Menschen geht es weiterhin nicht, aber er bekommt einen starken Partner

Menschliche Kreativität und Erfahrung bleiben weiter unverzichtbar – bei der Ideenfindung, der Konzeption und der Umsetzung der Kernelemente. Die Designs und Inhalte in unserem Spaß-Projekt haben wir bewusst nicht mehr stärker überarbeitet oder neu geschaffen. Sie blieben glatt, antiseptisch und austauschbar. Bessere Ergebnisse lassen sich mithilfe der KI schon erzielen, aber dafür muss man Zeit investieren, das passende Tool für den Zweck finden, umfassende Promptkenntnisse anwenden und die KI-Resultate sauber überarbeiten. Die KI-Texte strotzen bei inhaltlicher Tiefe nur so vor Fehlern und Falschangaben, sprachlich sind sie langweilig, oberflächlich aber kommt man damit zumindest auf den ersten Blick gerade so durch.

Der Mensch sitzt also weiter am Steuer, wenngleich sich seine Rolle wandelt. Die KI dient als Sparringspartner, Impulsgeber und Beschleuniger.

Die Fotos des Management-Teams sind die Imagination eines KI-Systems. Die Namen und Titel haben sich Menschen ausgedacht.
3. KI bürdet Unternehmen eine enorme Verantwortung auf

Es kann absolut alles gefakt werden – und es wird alles gefakt werden. Unser sympathisch verknautschter Jaan Müürsepp ist kein Agenturchef und kein Fotomodell, sondern ein Fantasieprodukt. Ebenso alle anderen Protagonisten oder die Büroräume auf der „Homepage“ der estnischen Agentur. Jeder ihrer Pixel entspringt der Imagination weltweiter Netzwerke. Sehr bald werden die meisten Bilder im Netz künstlich erzeugt sein. Selbst das aus unserer Sicht sehr durchschaubare Fake-Video einer “Spokeswoman des Board of Directors” haben noch viele Zuschauer als “wahr” empfunden. Es braucht daher dringend ethische Standards und Leitlinien für den Umgang mit KI in Unternehmen – ebenso wie für den KI-Datenschutz! (Werbeblock: Wir beschäftigten uns schon länger mit diesem Thema. Unsere Erfahrungen teilen wir gerne in unserem neuen Beratungsmodul KI-Ethik). Die Integrität unserer Gesellschaft und die Reputation von Menschen und Marken stehen auf dem Spiel.

Die organischen Zugriffe und das Feedback auf diese kleine Scherz-Kampagne waren enorm. In menschlichen Hirnen erdachte Schnapsideen funktionieren also auch in Zeiten von KI wunderbar.

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