Diese fünf Bücher über Strategie müssen Sie lesen

Das meiste, was unter dem Begriff Strategie verkauft wird, ist gar keine. Dabei ist ein überlegtes Vorgehen in unsicheren Zeiten besonders wichtig. Ich möchte Ihnen fünf Werke zum Thema empfehlen, vom kompakten Ratgeber bis zum wuchtigen Schmöker. Mögen Ihnen diese Bücher ebenso wie mir bei dem Versuch helfen, über die täglichen Gefechte hinauszublicken und das große Ganze im Blick zu halten.

1. 50 Erfolgsmodelle: Kleines Handbuch für strategische Entscheidungen (Mikael Krogerus, Roman Tschäpeler)

Ein Büchlein für jeden Schreibtisch: Auf nur 175 Seiten im ansprechenden Moleskine-Design gelingt es Mikael Krogerus und Roman Tschäpeler, 50 bekannte und unbekannte Entscheidungsmodelle aus Wirtschaft, Soziologie und Psychologie einfach darzustellen. Das Arbeitsbuch will nicht unterrichten, sondern Impulse geben. Die Tools helfen, sich selbst und andere besser zu verstehen. Es ist keine Strategiebibel, aber ein wunderbarer Einstieg, gewürzt mit einer Prise Humor.

2. Die 33 Gesetze der Strategie (Robert Greene)

Im angelsächsischen Raum ist Robert Greene einer der populärsten Autoren zum Thema Strategie und Macht, in Deutschland ist er weitgehend unbekannt. Das mag seinem machiavellistischen Ton geschuldet sein. Der studierte Philologe (!) sieht die Menschen im ständigen Krieg miteinander. Der Hanser-Verlag hat das Buch in Deutschland leider nur in einer Kompaktform auf den Markt gebracht. Doch auch die hat es in sich. Greenes Werk ist ein Füllhorn an Zitaten und Anregungen von Herodot über Napoleon bis Mao Zedong. Seine Kernaussage: Erstklassige Strategen sehen die Welt, wie sie ist — sie machen sich keine Illusionen und blicken der Wahrheit ins Gesicht. Entsprechend wählen sie dann sorgsam ihre Mittel und haben ihre langfristigen Ziele immer im Blick. Der Leser muss Greenes negatives Menschenbild nicht teilen. Das Buch ist dennoch eine exzellente Handreichung auf dem Weg zum Meisterstrategen.

3. Good Strategy. Bad Strategy. (Richard Rumelt)

Das meiste, was uns heute unter dem Begriff Strategie begegnet, hat nichts damit zu tun. Schreibt Richard Rumelt, Professor an der Universität von Kalifornien. Sollte für Sie nur ein Buch aus dieser Liste in Frage kommen, weil sie wenig Zeit haben oder schlicht lesefaul sind, dann muss es dieser Meilenstein aus dem Jahr 2011 sein. Rumelt legt überzeugend dar, wie inflationär der Strategiebegriff im Business verwendet wird. Die verbreitete „Bad Strategy“ ignoriert die Möglichkeit, Optionen auszuwählen und sich auf eine zu fokussieren – meist aufgrund politisch begründeter Konsensentscheidungen. Häufig werden schon bloße Zielvorgaben als Strategie verkauft. “Bad Strategy” ist hübsch aufbereitet in Vorlagen, die in den großen Beraterschulen entstanden sind und tausendfach verwendet werden. So kommt es zu austauschbar formulierten Visionen, Missionen, Werten und unrealistischen Zielen. Für Rumelt ist das sinnloses Kasperltheater. Eine Strategie braucht aus seiner Sicht eine ehrliche Diagnose, inklusive der zu erwartenden Hürden (siehe Greene), eine grobe Handlungsrichtschnur sowie aufeinander abgestimmte Maßnahmen. Wie das funktioniert, zeigt er in einer Fülle an Praxisbeispielen. Ein Plädoyer für analytisches Vorgehen und in seiner Klarheit eine Pflichtlektüre!

4. Das Strategiebuch. (Rainer Zimmermann)

Strategisches Handeln ist Führung, schreibt der deutsche Strategieprofessor Rainer Zimmermann. Er hat in seinem Buch 72 Handlungsmuster identifiziert, die unendlich variiert und kombiniert werden können. Der Leser bekommt mundgerecht zahlreiche Ideen und entwickelt bei der Lektüre ein Verständnis dafür, wie eigene Strategien aus der jeweiligen Situation heraus entwickelt werden können. Strategien sind für Zimmermann da, um Positionen oder Potenziale zu sichern, zu entwickeln oder anderen zu vermitteln. Die Beispiele stammen aus Politik, Wirtschaft, Alltag und der Natur. Schön ist die oft originelle Bebilderung. Ein praktisches Handbuch, das immer wieder eingesetzt werden kann.

5. Strategy. A History. (Lawrence Freedman)

Sie haben bis hierher durchgehalten? Umso besser, dann lesen Sie offenbar gern und Lawrence Freedmans Meisterwerk aus dem Jahr 2013 schreckt Sie nicht ab. Denn es ist intellektuell, inhaltlich und formal ein Gigant von einem Buch. Auf 800 Seiten führt uns der britische Militärhistoriker durch die Geschichte der Strategie: von David und Goliath in der Bibel über das trojanische Pferd, von Sun Tzu über Macchiavelli bis ins Hier und Jetzt. Schwerpunkt des Werkes sind drei Teile. In „Strategy of Force“ geht es um Militärstrategie, „Strategy from Below“ fokussiert die Politik und „Strategy from Above“ beschäftigt sich mit dem Aufstieg der Managerklasse. All das in einer bestechenden Sprache verfasst, klar in seinen Aussagen und breit in seinen Quellen — von Marx bis McKinsey ist alles dabei. Aus Freedmans Sicht üben sich exzellente Strategen in Bescheidenheit. Diese wissen, dass sie die Situationen nie voll unter Kontrolle haben. Sie passen sich dafür schneller und besser an als andere. Eine Schattenseite des Buches kommt aus Freedmans Vergangenheit. Über Tony Blair, den er einst zum Irakkrieg beraten hatte, verliert er kein Wort.

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